Innerhalb des Projekts werden zwei wesentliche Arten von Kompetenzen
unterschieden. Einerseits gibt es Kompetenzen, die vom Unternehmen aufgebaut werden, um eine bestimmte Strategie zu verfolgen, andererseits gibt es Kompetenzen, über die die Mitarbeiter
verfügen.
Unternehmenskompetenzen vs. Mitarbeiterkompetenzen
Unternehmenskompetenzen beziehen sich auf dauerhafte Wettbewerbsvorteile eines Unternehmens und sind an die Prozesse, Produkt und Märkte (PPM) sowie die daraus resultierenden Entwicklungspotenziale gebunden.
Die systematische Erfassung dieser Unternehmenskompetenzen erfolgt in den jeweiligen Produkt-Prozess-Markt-Kombinationen des Unternehmens. Hierbei wird die Wettbewerbsrelevanz der Prozesse und deren Beherrschung im Vergleich zum Wettbewerber beurteilt. Die Bedeutsamkeit der einzelnen Märkte für die jeweiligen Produkte, sowie deren derzeitige Marktbearbeitung, wird über ein standardisiertes Bewertungsschema innerhalb des PPM erfasst.
Mitarbeiterkompetenzen umfassen alle Fähigkeiten und Fertigkeiten einer einzelnen Person. Mitarbeiterkompetenzen können z.B. bestimmte Moderationstechniken, Sprachkenntnisse oder Computerkenntnisse sein, aber auch Kommunikationsstärke und Teamfähigkeit.
Aus den im ersten Modul abgeleiteten Produkt-Prozess-Marktkombinationen werden die benötigten Kompetenzen auf Mitarbeiterebene ermittelt. Kompetenzen werden in Fachkompetenzen, Methodenkompetenzen, Sozialkompetenzen und personale Kompetenzen unterteilt.
Die Soll-Kompetenzen benötigt das Unternehmen zur Erstellung und Erhaltung der Unternehmenskompetenzen. Daher werden diese aus dem PPM-Modell abgeleitet.
Über die Ist-Kompetenzen verfügen die Mitarbeiter aktuell.
Dadurch wird ein Abgleich zwischen der aktuellen Situation und der zur Erreichung der strategischen Ziele notwendigen Kompetenzen ermöglicht. Ebenso können dadurch Kompetenzen der Mitarbeiter, die bisher nicht im Unternehmen genutzt wurden, also inaktiv waren, erschlossen werden.
Für das Controlling der Kompetenzen im Unternehmen ist es wichtig, geeignete Bewertungsmaßstäbe für die Unternehmens-, fachlichen und überfachlichen Kompetenzen zu entwickeln.
Bewertung der Unternehmenskompetenzen
Anhand verschiedener Kriterien bzw. eines Kriterienkatalogs erfolgt zum einen eine Erstbewertung der Prozesse, Produkte und Märkte und zum anderen eine detaillierte Bewertung der jeweiligen Produkt-Prozess-Markt Kombinationen.
Die Erstbewertung umfasst eine generelle Bewertung der Produkte, Prozesse und Märkte.
In der detaillierten Bewertung werden die Produkte in Kombination mit den zugehörigen Prozessen und Märkten betrachtet und in jeweils zwei Dimensionen bewertet.
1) Bei den Produkt-Prozess-Kombinationen bezieht sich die erste Dimension (A-E) auf die Wettbewerbsrelevanz eines Prozesses und die zweite Dimension (1-6) auf die Beherrschung des Prozesses im Vergleich zum Wettbewerber.
2) Die Produkt-Markt-Kombinationen werden ebenfalls zwei-dimensional betrachtet, wobei sich die erste Dimension (A-F) auf die Bedeutsamkeit eines Marktes für ein bestimmtes Produkt bezieht und die zweite Dimension (1-6) die Beherrschung der Marktbearbeitung im Vergleich zum Wettbewerber angibt.
Der Kriterienkatalog gibt hierbei Anregungen, welche Bereiche in die Bewertung der jeweiligen Dimensionen mit einzubeziehen sind.
1) Kriterien zur Beurteilung
der Produkte
Beschreibung: Angabe von technologischen Attributen, Einsatzgebiete des Produktes, Verwandtschaftsgrad mit anderen Produkten, Erfüllung individueller Kundenwünsche, Alleinstellungsmerkmale
Angabe zur Produktentstehung: Eigene Entwicklung versus Kundenvorgabe, in Anspruche genommene Prozesse
Technologische Aspekte und Wettbewerbsvorteile: Produktbezogene Alleinstellungsmerkmale, Kosten, Lieferzeit, Time-to-Market, Flexibilität, Qualität
Wirtschaftliche Aspekte: Variable Kosten, fixe Kosten, Wirtschaftliche Losgrößen, Deckungsbeiträge, Umsatzvolumen, Marktanteil, Wachstumspotenzial
Befriedigung von Kundenbedürfnissen: Leistungsfähigkeit, Produktausstattung, Zuverlässigkeit, Normengerechtigkeit, Haltbarkeit / Lebensdauer, Servicefreundlichkeit, Ästhetik, Qualitätsimage
Zielmärkte der Produkte und Vertriebsstruktur
Anmerkungen und Vorschläge
2) Kriterien zur Beurteilung der Prozesse:
Beschreibung: Angabe von technologischen Attributen, Automatisierungsgrad, Erfüllung individueller Kundenwünsche, Alleinstellungsmerkmale
Angaben zur derzeitigen Nutzung des Prozesses: Produkte, Kapazitäten, Anzahl und Alter der Betriebsmittel / Soft- und Hardware
Technologische Aspekte und Wettbewerbsvorteile: Prozessbezogene Alleinstellungsmerkmale, Technologische Merkmale, Kosten, Lieferzeit, Time-to-Market, Flexibilität, Qualität
Wirtschaftliche Aspekte: Variable Kosten, fixe Kosten, Wirtschaftliche Losgrößen (Volumenflexibilität), Deckungsbeiträge, Umsatzvolumen, typische Wertschöpfungsverluste
Problemlösungsbeiträge: Leistungsfähigkeit, individuelle versus Standardlösung (Maschine), Zuverlässigkeit, Normengerechtigkeit des Prozesses, Beherrschung von Komplexität, Know-How-Position im Vergleich zum Wettbewerb
Anmerkungen und Vorschläge
Gesamtbeurteilung
3) Kriterien zur Beurteilung der Märkte:
Beschreibung: Marksturktur, Marktregeln, Marktabgrenzung, Marktbearbeitungsstrategie (inklusive vorhandene Marktzugänge)
Unternehmensbezogene Erfahrung: Historie der Marktbearbeitung, abgesetzte Produkte, Umsatz, Marktanteil, Umsatzwachstum, Distributionskanäle, Kundensegmente, benötigte Mitarbeiterqualifikation
Wettbewerbsvorteile: Produktbezogene Alleinstellungsmerkmale, Kosten, Lieferzeit, Time-to-Market, Flexibilität, Qualität
Marktattraktivität: Marktvolumen, Marktwachstum, erzielbare Gewinnmargen, Subventionen, Synergiepotenziale
Markteintrittsbarrieren: Ressourcenbasis, Managementkapazitäten, technologische Faktoren, Kosten- und Qualität, verfügbare Distributionskanäle, erforderliches Erfahrungswissen, Möglichkeiten des Know-How-Schutzes, Marktkultur
Wettbewerber
Anmerkungen und Vorschläge
Gesamtbeurteilung
Dieses Bewertungsschema bietet somit die Möglichkeit, die erhobenen Produkte, Prozesse und Märkte des Unternehmens, sowie deren Interdependenzen untereinander und deren Bewertungen systematisch zu erfassen und zu verwalten. Hierbei werden auch die Anteile der einzelnen Produkte in den zugehörigen Prozessen erfasst, so dass man weitere wichtige Informationen zur Planung von Kapazitäten erhält.
Aus der Bewertung der einzelnen Kombinationen erhält man eine detaillierte Analyse der Stärken und Schwächen des Unternehmens hinsichtlich der verschiedenen Bereiche. Dieses Stärken-Schwächen-Profil bietet eine gute Grundlage für die Strategieplanung bzw. strategische Ausrichtung des Unternehmens.
Bewertung fachliche
Kompetenzen
Neben der Art der Kompetenzen werden im weiteren Vorgehen auch die benötigten Ausprägungen der Kompetenzen zur Erreichung der Unternehmensziele ermittelt. Die Skalierung der Ausprägung wird in der nebenstehenden Tabelle grafisch veranschaulicht.
Im Rahmen des Projekts wurde für die Bestimmung der erforderlichen Ausprägung der fachlichen Kompetenzen eine 6-stufige Skala verwendet, die größtenteils auf der Klassifizierung von Klaus North basiert.
Unterschieden werden die 3 Stufen "Grundkenntnisse“ (a), "Differenzierte Kenntnisse“ (b) und "Breites und tiefes Fachwissen“ (c). Innerhalb der einzelnen Stufen wird noch einmal auf 2 Ebenen differenziert.
Die Einordnung in die einzelnen Stufen wird durch die verbale Erläuterung der Ausprägungen in den Bereichen Wissen, Schwierigkeit der Aufgabe und Selbstständigkeit der Aufgabenlösung unterstützt.
Bewertung überfachlicher Kompetenzen
Bei überfachlichen Kompetenzen, deren Messung normalerweise durch psychologische Tests und Persönlichkeitsanalysen auf Einzelmitarbeiterebene vorgenommen wird, kann eine Bewertung der Soll-Kompetenzen auch auf der Gruppenebene erfolgen.
Dies hat den Hintergrund, dass die Messung mittels etablierter Testverfahren auf Einzelpersonenebene für die meisten Unternehmen einen hohen Aufwand darstellt und vereinfachte Verfahren bislang nicht vorliegen.